Maßnahmenpaket zur Stabilisierung von Fortum-Tochter Uniper mit der Bundesregierung vereinbart

Fortum Uniper Block

FORTUM CORPORATION BÖRSENMITTEILUNG, 22 JULI 2022 um 11:45 CET

Fortum, ihre Tochtergesellschaft Uniper SE und die deutsche Bundesregierung haben sich auf ein umfassendes Maßnahmenpaket zur finanziellen Stabilisierung von Uniper geeinigt. Als größter Gasimporteur Deutschlands ist Uniper am stärksten von der Drosselung der russischen Gaslieferungen betroffen und daher in extremem Maße finanziell belastet.

Das Gashandelsgeschäft von Uniper ist für die deutsche Energieversorgung von entscheidender Bedeutung und spielt eine wichtige Rolle für den europäischen Energiesektor. Zur Stabilisierung von Uniper bedurfte es einer schnellstmöglichen Lösung für die andauernden Verluste und den erheblichen Liquiditätsbedarf des Unternehmens. Gleichzeitig war es notwendig, Maßnahmen zur Sicherung des Kreditratings von Uniper einzuleiten und einen Weg zur Risikoreduzierung im Gasgeschäft von Uniper zu vereinbaren.

Das Stabilisierungspaket enthält drei Kernmaßnahmen:

  • Die Bundesrepublik Deutschland wird sich mit 30% an der Uniper SE beteiligen, indem sie rund 157 Millionen neue Namensaktien zum Nennwert von 1,70 EUR je Aktie gegen eine Bareinlage von rund 267 Millionen EUR zeichnet;
  • Die deutsche Regierung hat sich verpflichtet, bei Bedarf weiteres Kapital in Höhe von bis zu 7,7 Milliarden EUR gegen Ausgabe von Pflichtwandelinstrumenten zur Verfügung zu stellen, um potenzielle Verluste zu decken;
  • Die staatseigene KfW-Bank wird Uniper zusätzliche 7 Milliarden EUR an Liquiditätsreserven zur Verfügung stellen. Dies erfolgt durch Aufstockung der bestehenden Kreditfazilität von derzeit 2 Milliarden EUR auf 9 Milliarden EUR.

Die deutsche Bundesregierung informiert darüber, dass sie beabsichtigt, ab dem 1. Oktober einen Mechanismus zur Weitergabe von 90% der Mehrkosten für Ersatzbeschaffungen von Gas aufgrund von russischen Lieferkürzungen einzuführen. Die deutsche Regierung ist zu weiteren Unterstützungsmaßnahmen bereit, wenn die aufgelaufenen Nettobetriebsverluste von Uniper aufgrund der anhaltenden Lieferkürzungen den Gesamtbetrag von 7 Milliarden EUR übersteigen. Soweit eine solche Unterstützung erforderlich wird, soll diese in einer Weise umgesetzt werden, die eine weitere wirtschaftliche Verwässerung der Uniper-Aktionäre vermeidet.

Infolge der wie oben dargestellt vereinbarten Maßnahmen wird Fortums derzeitiger Anteil von ca. 80% an Uniper bei der ersten Kapitalzuführung auf 56% verwässert. Fortum bleibt damit Mehrheitsaktionär und wird Uniper weiterhin als Tochtergesellschaft konsolidieren.

Zu Jahresbeginn hatte Fortum erhebliche finanzielle Unterstützung in Form eines Gesellschafterdarlehens und von Garantien in Höhe von 8 Milliarden EUR an Uniper gewährt. Im Gegenzug für die Beibehaltung dieser Finanzierungsbeiträge hat Fortum die Möglichkeit, ihr bestehendes Gesellschafterdarlehen in Höhe von 4 Milliarden EUR gegen einen Teil, jedoch maximal 70% des von der Bundesrepublik gezeichneten Pflichtwandelinstruments umzutauschen. Fortum hat damit die Möglichkeit, ihre Mehrheitsposition aufrechtzuerhalten. Die von Fortum bereitgestellten Garantien in Höhe von 4 Milliarden EUR bleiben bestehen. Die KfW-Darlehen sind gegenüber dem Fortum-Darlehen vorrangig.

„Wir erleben eine noch nie dagewesene Energiekrise, die drastische Maßnahmen erfordert. Nach intensiven, aber konstruktiven Verhandlungen haben wir eine Lösung gefunden, die in angemessener Weise den Interessen aller Beteiligten gerecht wird. Wir haben uns von der Dringlichkeit und der Notwendigkeit leiten lassen, die Versorgungssicherheit Europas in Zeiten des Krieges zu schützen. Neben dem Dank an die deutsche Bundesregierung und die Kolleginnen und Kollegen von Uniper möchte ich auch der finnischen Regierung für ihre Unterstützung in den letzten Wochen danken“, sagte Markus Rauramo, Präsident und CEO von Fortum. „Für uns ist es ebenso wichtig zu betonen, dass die jetzt gefundene Lösung über die bereits bereitgestellten acht Milliarden Euro hinaus kein zusätzliches Kapital von Fortum erfordert.“

Uniper wird mit Unterstützung von Fortum und der Bundesregierung an einer langfristig stabilen und den Aktionärswert sichernden Lösung arbeiten, um die Vertragskonstruktionen im Gashandelsgeschäft geeignet anzupassen. Die Parteien beabsichtigen, sich bis Ende 2023 auf eine entsprechende Lösung zu einigen.

Markus Rauramo sagte weiter: „Neue geopolitische Entwicklungen haben das europäische Energiesystem in seinen Grundfesten erschüttert und einen neuen Rahmen für die europäischen Energieunternehmen gesetzt. Während wir jetzt eine unmittelbare Stabilisierung von Uniper erreicht haben, werden weitere Anstrengungen erforderlich sein, um eine langfristig tragfähige Basis für das Gasgeschäft zu schaffen. Die vereinbarte Lösung ist ein wichtiger Schritt, um Uniper und damit auch die Fortum-Gruppe wieder auf eine stabile Basis zu stellen.“

Das Stabilisierungspaket ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, wie etwa die Rücknahme der Klage von Uniper gegen die Niederlande im Rahmen des Energiecharta-Vertrages, keine Dividendenzahlungen von Uniper und Beschränkungen bei der Vergütung des Vorstands von Uniper, solange die Stabilisierungsmaßnahmen in Kraft sind. Darüber hinaus wird die deutsche Bundesregierung im Aufsichtsrat von Uniper angemessen vertreten sein.

Das Stabilisierungspaket bedarf noch aller erforderlichen regulatorischen Freigaben, insbesondere durch die Europäische Kommission, der Bestätigung des Investment Grade Ratings von Uniper durch S&P Global Ratings, ebenso wie der Zustimmung einer außerordentlichen Hauptversammlung von Uniper.

Uniper hat am heutigen Tag zu diesem Thema ebenfalls eine Pressemitteilung veröffentlicht. Diese ist auf der Website von Uniper verfügbar.


Hintergrund:

Fortum hat die Mehrheit an Uniper erworben, um den Übergang zu sauberer Energie in ganz Europa voranzutreiben und ein nachhaltiges wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen. Seit der Investition hat sich die CO2-freie Stromerzeugung des Konzerns um 60% erhöht und Fortum ist zum drittgrößten CO2-freien Stromerzeuger in Europa aufgestiegen. Im Jahr 2021 verzeichnete die Fortum-Gruppe ihr bisher profitabelstes Jahr, wobei Uniper die Hälfte des vergleichbaren Betriebsergebnisses der Gruppe beisteuerte.

Der russische Krieg gegen die Ukraine und die Entscheidung der russischen Regierung, Energie als Waffe einzusetzen, haben die Energiemärkte erschüttert und dazu geführt, dass Uniper seit Mitte Juni nur noch einen Bruchteil der vertraglich vereinbarten Gasmengen durch die russische Gazprom erhält. Um seinen Verpflichtungen gegenüber den Kunden nachzukommen und die europäische Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten, musste Uniper das Gas zu einem deutlich höheren Spotmarktpreis kaufen – mit schwerwiegenden Folgen für die Liquidität, den Gewinn und das Kapital von Uniper.

Uniper gehört zu den größten Importeuren von Erdgas nach Europa und spielt eine wesentliche Rolle für die Versorgungssicherheit, insbesondere in Deutschland. Das Gas-Midstream-Geschäft von Uniper umfasst ein Portfolio von rund 370 TWh an langfristigen Gaslieferverträgen, von denen etwa 200 TWh aus Russland stammen. Im Jahr 2021 importierte Deutschland knapp 90 Milliarden Kubikmeter (Milliarden m³) Erdgas, wovon rund 55 % aus Russland stammten.

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Fortum Corporation
Ingela Ulfves
Vice President, Investor Relations and Financial Communications

 

Pressekonferenz für Analysten, Investoren und Medien:

Eine englischer Conference Call/Webcast für Medien, Investoren und Analysten ist für heute, 22. Juli 2022, um 13:00 Uhr deutscher Zeit angesetzt. Fortum CEO Markus Rauramo wird das Stabilisierungspaket vorstellen, gefolgt von der Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Fragen können über die Chat-Funktion des Webcasts oder per Telefon gestellt werden.

Wenn Sie Fragen per Telefon stellen möchten, registrieren Sie sich bitte unter dem Link:
http://palvelu.flik.fi/teleconference/?id=1009663

Nach der Anmeldung zur Telefonkonferenz erhalten Sie Telefonnummern und eine Konferenz-ID für den Zugang zur Konferenz. Wenn Sie eine Frage stellen möchten, wählen Sie bitte *5 auf Ihrer Telefontastatur, um in die Warteschlange zu gelangen.

Die Teilnahme an der Konferenz ist auch per Webcast möglich unter: https://fortum.videosync.fi/press-conference

Eine Aufzeichnung sowie ein Transkript des Webcasts werden anschließend auf www.fortum.com/investors veröffentlicht.

 

Weitere Informationen:

Investoren und Analysten:
Ingela Ulfves, VP, IR and Financial Communications, Tel. +358 40 5151 531
Rauno Tiihonen, IR Manager, Tel. +358 10 453 6150

Journalisten:

Moritz Zumpfort, Communication Director Germany, +49 173 7509644