Fortum bereitet einen kontrollierten Austritt aus Russland vor und ergreift Maßnahmen zur Versorgungssicherheit in Europa

Wind Power

Statement von Fortum CEO Markus Rauramo

FORTUM CORPORATION BÖRSENMITTEILUNG, 12. Mai 2022, 8:00 CET

„Nach den außergewöhnlichen und volatilen Marktbedingungen im Jahr 2021 waren die Entwicklungen zu Beginn des Jahres 2022 infolge des Krieges zwischen Russland und der Ukraine noch dramatischer. Gemeinsam mit ihren Verbündeten hat die EU koordiniert und entschlossen reagiert, um die Ukraine zu unterstützen und Russland mit umfassenden Sanktionen zu isolieren, auch im Energiesektor. Dies hat zu Turbulenzen auf allen Rohstoffmärkten geführt, wobei die europäischen Gaspreise (front-month Terminkontrakte) wegen möglicher Versorgungs­unterbrechungen auf über 200 Euro pro Megawattstunde gestiegen sind. Darüber hinaus haben die hohen Gaspreise sowohl die Nachfrage als auch die Preise für andere Rohstoffe, einschließlich Öl, Kohle und Strom, deutlich erhöht. Da die Märkte, sowie die politischen Entwicklungen und die zusätzlichen Sanktionen ständig in Bewegung sind, hat dies den gesamten Sektor in Europa seit Beginn des Krieges vor beispiellose kurzfristige Herausforderungen gestellt und weitreichende Auswirkungen auf das längerfristige Energiesystem und die Energiewende gehabt. Der daraus resultierende Krisenmodus der Branche betrifft auch uns bei Fortum erheblich.

Fortum begegnet dieser extremen Marktvolatilität und den gestiegenen Unsicherheiten auf den Rohstoffmärkten, indem es sich auf die Optimierung des Cashflows und die Sicherung eines ausreichenden Liquiditätsspielraums konzentriert. Zum Ende des ersten Quartals verfügten wir über nicht in Anspruch genommene zugesagte kurz- und langfristige Finanzierungen in Höhe von fast 6 Mrd. EUR. Wir werden weiterhin ein solides Investment-Grade-Rating von mindestens BBB anstreben, um unsere finanzielle Flexibilität zu erhalten. Im März setzte S&P Global Ratings Fortum und Uniper auf Negative CreditWatch, während Fitch unser langfristiges Rating BBB mit stabilem Ausblick bestätigte.

In den letzten Monaten haben wir auch hart daran gearbeitet, das Engagement der Gruppe in Russland zu reduzieren und europäische Regierungen bei der Sicherung und Diversifizierung alternativer Energiequellen zu unterstützen. Zusätzlich zu dem bereits angekündigten Investitions- und Finanzierungsstopp in unseren russischen Tochtergesellschaften haben wir beschlossen, einen kontrollierten Rückzug aus dem russischen Markt zu verfolgen. Als bevorzugte Vorgehens­weise beinhaltet diese Entscheidung eine mögliche Veräußerung der russischen Geschäfts­aktivitäten von Fortum. Der Verkaufsprozess der russischen Uniper-Tochter Unipro soll ebenfalls so bald wie möglich wieder aufgenommen werden. Der Abschluss dieser Prozesse kann einige Zeit in Anspruch nehmen und steht unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigungen. Unabhängig davon haben wir beschlossen, die Marke Fortum in Russland nicht mehr zu verwenden.

Es liegt auf der Hand, dass es notwendig ist, die Abhängigkeit Europas von russischer Energie zu verringern und ein unabhängigeres Energiesystem in Europa anzustreben. Insbesondere Deutschland ist derzeit in hohem Maße von Erdgasimporten abhängig, und die Bundesregierung hat wiederholt erklärt, dass ein Ausstieg aus dem russischen Gas nicht ohne weiteres möglich ist. Wir arbeiten an Möglichkeiten, die Nutzung und Versorgung mit Erdgas kurz- und mittelfristig zu reduzieren, zu ersetzen oder umzustellen. Uniper steht in enger Abstimmung mit der Bundesregierung und hat bereits eine Reihe von Maßnahmen zur Sicherung von alternativen Energiequellen ergriffen. So hat Uniper beispielsweise zusätzliche Kapazitäten für die Anlandung von verflüssigtem Erdgas (LNG) am Gate-Terminal in Rotterdam in den Niederlanden vertraglich gesichert. Außerdem haben wir den Bau und Betrieb eines schwimmenden LNG-Importterminals in Wilhelmshaven (Deutschland) für die deutsche Regierung vereinbart. In Finnland hat der Verwaltungsrat der finnischen Fennovoima beschlossen, den EPC-Vertrag mit dem russischen RAOS-Projekt für das Kernkraftwerksprojekt Fennovoima Hanhikivi 1 Ende April zu kündigen, da es zu erheblichen Verzögerungen kam und das Projekt nicht realisiert werden kann. Fortum ist ein indirekter Anteilseigner (mit einem Anteil von 6,6%) an dem Projekt.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass die führenden europäischen Unternehmen der Branche viel tun, um die derzeitige Energiekrise in Europa zu bewältigen und ein unabhängigeres Energie­system für Europa zu schaffen. Aber keiner von uns kann das allein schaffen. Diese beispiellosen Zeiten erfordern ein noch nie dagewesenes Maß an Zusammenarbeit - zwischen den Regierungen der Nationalstaaten, sowie zwischen Regierungen und Unternehmen. Der Energiesektor braucht von der Politik Transparenz, Orientierung und Sichtbarkeit in Bezug auf den gewünschten Weg in die Zukunft. Klarheit ist für den Sektor von entscheidender Bedeutung, damit er die erforderlichen umfangreichen Investitionen tätigen und sich auf die vielversprechendsten Lösungen konzentrieren kann. Während einige Herausforderungen, wie oben beschrieben, kurzfristig in Lichtgeschwindigkeit gelöst werden, werden andere mehr Zeit in Anspruch nehmen und können nicht überstürzt werden.

Im ersten Quartal weist unser vergleichbares Betriebsergebnis einen Verlust von 438 Millionen Euro auf. Das Ergebnis wurde vor allem durch einen Phaseneffekt beim Gas-Midstream-Geschäft von Uniper aufgrund der Optimierung der Gasspeicher belastet. Dieser Effekt hat rund 750 Millionen Euro Gewinn in die kommenden Quartale diesen Jahres verschoben. Trotz des Verlusts im ersten Quartal bekräftigte Uniper jedoch seine Prognose für das Gesamtjahr 2022. Das Highlight dieses Quartals war die gute Entwicklung des Segments Generation, das hauptsächlich durch höhere Strompreise infolge einer sehr erfolgreichen physischen Optimierung sowie höherer Spotpreise profitierte. Das Ergebnis von City Solutions ging aufgrund höherer Brennstoff- und CO₂-Zertifikatspreise, geringerer Wärmemengen in Finnland sowie struktureller Veränderungen zurück. Consumer Solutions verzeichnete einen leichten Rückgang, der hauptsächlich auf eine geringere Kundenzahl und leicht höhere Kosten zurückzuführen ist. Während die Produktion in Russland auf einem normalen Niveau erfolgte, wurde das Ergebnis des Segments Russland durch den schwächeren Rubel und die Beendigung der Zahlungen aus dem Kapazitätslieferungsvertrag für einen Kraftwerksblock beeinträchtigt, wohingegen das Vorjahr durch Gewinne aus dem Verkauf eines Solarstromprojekts positiv beeinflusst wurde. In unserer Bilanz für das erste Quartal haben wir Wertminderungen in Höhe von rund 2,1 Milliarden Euro im Zusammenhang mit den russischen Vermögenswerten des Konzerns ausgewiesen.

Ich kann nicht genug betonen, dass diese Zeiten für den europäischen Energiesektor - und für Fortum - sehr herausfordernd sind. Die Dringlichkeit, den Übergang zu CO₂-freier und sauberer Energie zu beschleunigen, ist größer als je zuvor. Unsere Strategie ist darauf ausgerichtet, einen schnellen und zuverlässigen Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft zu gewährleisten. Deshalb werden wir diese Umsetzung weiter vorantreiben. In diesem Zusammenhang möchte ich allen unseren Mitarbeitern für ihr Durchhaltevermögen, ihren unermüdlichen Einsatz und ihre harte Arbeit in den vergangenen Monaten danken.“

Markus Rauramo

President und CEO
Fortum Corporation

 

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Über Fortum und Uniper

Fortum und Uniper bilden gemeinsam ein europäisches Energieunternehmen, das sich für einen erfolgreichen Übergang zur Klimaneutralität aller einsetzt. Mit einer Erzeugungs­kapazität von 50 Gigawatt, umfangreichen Gasimport- und Gasspeicher­aktivitäten sowie einem globalen Energie­handelsgeschäft versorgen wir Europa und andere Regionen zuverlässig mit emissionsarmer Energie. Wir sind bereits heute der drittgrößte Erzeuger von CO2-freiem Strom in Europa und auch unsere Wachstums­aktivitäten konzentrieren sich auf saubere und CO2-arme Energie sowie die Infrastruktur für die Wasserstoffwirtschaft von morgen. Darüber hinaus entwickeln wir Lösungen, die Unternehmen und Städten dabei helfen, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Mit 20.000 Mitarbeitenden und Aktivitäten in 40 Ländern verfügen wir über die Fähigkeiten, die Ressourcen und die Reichweite, die Transformation hin zu einer saubereren Welt zu beschleunigen.

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